En avant, marche!

Vom 15. Mai bis zum 25. Juli diesen Jahres bietet die Stadt Ludwigsburg allen Kunst- und Kulturinteressierten ein ganz besonderes Highlight: die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Als internationale Festspiele Baden-Württembergs ist die gesamte Bandbreite der Theater- und Konzertbühne vertreten und wirklich für Jedermann etwas dabei.
Ein Novum im Programm der Schlossfestspiele ist jedoch, dass der Musikverein Ludwigsburg-Oßweil Stadtkapelle Ludwigsburg ebenfalls mit von der Partie ist. Und das nicht so, wie Sie nun vielleicht denken in konzertanter Form, sondern als Teil des Theater- und Musikstücks „En avant, marche!“ des Choreografen Alain Platel. Am Freitag, den 26. Juni feierte sein Werk deutsche Premiere - mit vollem Erfolg!

 
Für die 35-köpfige Auswahl des Musikvereins ist dieses Engagement eine sehr spannende Sache. Nicht nur musikalisches Können, Musizieren ohne Dirigent und absolute Konzentration sind gefordert, sondern ganz neue Herausforderungen wie Schauspiel, Kontrolle von Mimik und Gestik und Kostümanproben müssen gemeistert werden.

In der heißen Vorbereitungsphase auf unser Musikfest am kommenden Wochenende (4.-6. Juli) war von vielen Musikern doch ab und zu ein Stöhnen zu hören ob der zusätzlichen Belastung. Aber nach dem gestrigen Abend und eigentlich bereits nach der ersten gemeinsamen Probe mit dem fantastischen Theater-Ensemble war für uns alle klar, dass wir diese Erfahrung und Eindrücke niemals hätten missen wollen.

Die musikalische Probe am Donnerstagabend unter Leitung des Dirigenten Steven Prengels war schlicht und einfach eindrucksvoll. Mit viel Pathos, Enthusiasmus und Gespür für die feinen Nuancen eines Werks führte er das Orchester von Anfang an ruhig und sicher. Die Übergabe des Taktstocks von Horst Bartmann, der die Proben in den Hallen des MVO leitete, an Steven verlief reibungslos und das Orchester konnte sich voll und ganz der Musik hingeben wie von Steven verlangt. So schaffte er es auch alle auf dieses Werk einzuschwören und so die musikalische Qualität noch einmal drastisch zu steigern.
Im Anschluss hieß es dann passende Hosen, Jacketts und Hüte für alle 35 Oßweiler zu finden. Wie Sie sich denken können kein leichtes Unterfangen und für Kostümdirektorin Sabrina und die Näherinnen mit Sicherheit zwei aufregende Stunden. Aber auch hier ist der Musikverein flexibel, es wurden fröhlich Hosen und Jacken untereinander getauscht und der ein oder andere Knopf ließ sich natürlich noch versetzen ;).
Die Generalprobe am Freitag in Kostümierung verlief reibungslos und wir Musiker nahmen uns den Rat des Regisseurs Steve zu Herzen: „Viel Energie und habt Spaß!“.
Sprachliche Schwierigkeiten zwischen Belgiern und Schwaben wurden mit Herzlichkeit und Flexibilität mit links gemeistert.

Die Premiere am Freitag begann mit etwas Verzögerung und wir hätten uns gewünscht, dass mehr Ludwigsburger den Mut gezeigt hätten, einmal etwas Neues zu wagen und sich ein Werk anzuschauen, das sich vielleicht nicht eindeutig einem Genre zuordnen lässt und im Vorfeld recht geheimnisvoll daherkam, was man denn erwarten könne.
Nichtsdestotrotz waren alle mit Begeisterung dabei, das Orchester und die Schauspieler harmonierten wundervoll und versetzten das Publikum in Begeisterungsstürme. Die Geschichte des Posaunisten, der wegen seiner Krankheit nicht mehr musizieren darf und die Darstellung der Gemeinschaft eines solchen Orchesters berührten tief. Auf der anderen Seite waren viele lustige Momente dabei und auch wenn es keine lineare Handlung gibt und das Stück deswegen mit dem Kopf vielleicht schwer zu verstehen ist, so ist das Verständnis mit dem Herzen doch ein Kinderspiel. Es sei auf jeden Fall so viel verraten: ernst zu bleiben und nicht durch Lachen aus der Rolle zu fallen war eine große Herausforderung für das Orchester und das Publikum wird mit Sicherheit ausgezeichnet unterhalten.

Für den MVO werden diese beiden Aufführungen eine besondere Erinnerung bleiben und wir sind sehr stolz Teil der deutschen Fassung von „En avant, marche!“ zu sein!
Die kleine Premierenfeier im Anschluss war ebenfalls etwas ganz Besonderes, als die Musiker des Ensembles auf der Terrasse des Forums noch einmal die Instrumente auspackten, in einer spontanen Combo musizierten und improvisierten und die Gäste zum Tanzen animierten. Solcherlei Spontaneität und Lebensfreude ist heute nur noch selten zu finden und ließ allen Anwesenden die Herzen aufgehen.

Nun bleibt allerdings keine Zeit zu verschnaufen, denn wir starten direkt durch zum Aufbau für unser Musikfest. Alle Freiwilligen sind ab Montagmorgen um 8.00 Uhr auf dem Festplatz Hinter der Holderburg herzlich willkommen - es wird jede helfende Hand benötigt und für das leibliche Wohl natürlich gesorgt :).