Stadtkapelle, Gesangsprofis und ein Requiem
Gleich zwei Jubiläen wurden mit dem von der Ludwigsburger Kreiszeitung präsentierten Konzert gefeiert: Die Friedenskirche feierte ihr 100-jähriges Bestehen und die Stadtkapelle Ludwigsburg ihren 80. Geburtstag. Mit dem Hidas-Requiem erfüllte sich nicht nur das auf hohem Niveau spielende Orchester den lang gehegten Wunsch, sein Können einmal mit der Aufführung eines solchen Großwerks unter Beweis zu stellen. Auch der Dirigent und künstlerische Gesamtleiter des Projekts, Musikdirektor Horst Bartmann, hatte schon immer den Traum, dieses Stück einmal auf die Bühne zu bringen.
Viele kennen die Requien von Verdi oder Mozart, die Totenmesse des damals 75-jährigen Komponisten Frigyes Hidas ist hingegen nur Wenigen ein Begriff. Die Besucher in der Friedenskirche erlebten gleich zwei Premieren: Das Requiem wurde zum ersten Mal im süddeutschen Raum aufgeführt und die Stadtkapelle Ludwigsburg konzertierte ebenfalls erstmals mit Chor und Gesangssolisten. "Mit diesem Projekt kann das Orchester einmal seine Klasse zeigen", sagte Horst Bartmann im Vorfeld, von den Leistungen seiner Musiker überzeugt. Mit den Stuttgarter Choristen konnte die Stadtkapelle eine Chorgemeinschaft mit ausgebildeten Stimmen und hoher künstlerischer Qualität gewinnen: Die von Kirchenmusikdirektor Ernst Leuze geleiteten Choristen treten regelmäßig bei Festspielen auf. Konzertreisen und Opernverpflichtungen führen den Chor auch immer wieder ins europäische Ausland. Sein Requiem versteht der ungarische Komponist Frigyes Hidas auch als Appell an den Frieden. Dazu passt nicht nur der Aufführungsort, sondern auch die internationale Besetzung der Gesangssolisten mit der Schweizerin Irene Naegelin (Sopran), Katja Kauz (Alt), dem Koreaner Sueng-Hee Park (Tenor) und Falko Hönisch (Bass).
Auszug aus dem Bericht der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 14. April 2003
Aufbrausende Gefühle und tiefe Demut
Stadtkapelle Ludwigsburg präsentiert ergreifendes Requiem in der Friedenskirche
Zum Schluss verhallten Oboen, Klarinetten und Flöten ganz zart im Gemäuer der Friedenskirche. Es folgte begeisterter Applaus von mehr als 700 Zuhörern. Der Musikverein Oßweil/Stadtkapelle Ludwigsburg sowie Chor und Solisten setzten mit der Aufführung des Hidas-Requiems Maßstäbe.
Eine Totenmesse deckt meist das ganze Gefühlsspektrum ab: Zorn, Klage, Trauer, Demut und mit Hoffnung verbundene tiefe Gläubigkeit waren auch am Samstagabend zu spüren. Der Dirigent der Stadtkapelle und musikalische Gesamtleiter Horst Bartmann hatte seine Musikerinnen und Musiker perfekt auf das anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Friedenskirche und des 80. Geburtstages der Stadtkapelle gespielte sowie von der LKZ präsentierte Requiem des zeitgenössischen ungarischen Komponisten Frigyes Hidas eingestimmt.
Zu hören gab es Passagen von sanft gespielter und an die Werke klassischer Meister erinnernder Melodik. Moderne Dynamik und Ausdrucksstärke machten das Hidas-Requiem überdies zum unnachahmlichen sinfonischen Genuss. Das große Blasorchester bewies auch Mut zur Dissonanz. Schrill und wutentbrannt wurde da der Tag des Zornes zum Ausdruck gebracht, bevor die aufbrausenden Gefühle schließlich in tiefer Demut mündeten.
In jeder Passage des einstündigen Requiems bewies das Orchester seine Klasse mit kraftvollem, feierlichem Klang, aber auch ungemein versöhnlich wirkender lyrischer Zartheit. Besondere Akzente setzen hier Oboe und Fagott, während Flöten und Klarinetten die Hoffnung in von dumpfen Tuben- und Hörnerklängen untermauerter Trauer symbolisierten.
Horst Bartmann war es ein Anliegen zu beweisen, dass auch ein Blasorchester Kirchenmusik auf höchstem Niveau spielen kann und er behielt recht. Die Musikerinnen und Musiker waren mit großer Hingabe und Konzentration bei der Sache und wirkten mal machtvoll solistisch, mal als zurückhaltende Akteur im Hintergrund.
Interessant auch das Zusammenspiel von Orchester und Chor. Die Stuttgarter Choristen erwiesen sich mit ihrer Professionalität, strahlenden Klangkraft und Brillanz als Idealbesetzung. Zur ergreifenden Stimmung an diesem Abend trugen vor allem auch die Gesangssolisten Irene Naegelin (Sopran), Katja Kauz (Alt), Seung Hee Park (Tenor) und Falko Hönisch (Bass) bei. Da war der Tag des Zorns schnell vergessen, in der behutsam artikulierten Poesie des Gesangs wartete Erlösung.
Angelika Baumeister